Fiedler Audio Dolby Atmos Composer Essential Test & Interview ♫ SoundChills (2024)

Der Dolby Atmos Composer Essential von Fiedler Audio ist ein kostenloses Plug-in, mit der in jeder DAW immersive Audio produziert werden kann. Ob die Freeware dieses Versprechen hält, erfährst Du im Test.

Immersive Audio ist nun schon seit einigen Jahren in der Musikproduktion angekommen. Dank geschicktem und aggressivem Marketing verbinden die Meisten dieses Thema vermutlich mit Dolby Atmos. Viele Musikschaffende träumen sicherlich davon, auch in Atmos zu produzieren. Hohe Anschaffungskosten des Dolby-eigenen Renderers sowie dessen beschränkte Kompatibilität legen aber Steine in den Weg. Meines Wissens nach sind Cubase und Nuendo die einzige DAWs, mit der man in Dolby Atmos auch auf Windows-Rechnern produzieren kann.

Doch damit ist nun endlich Schluss! Fiedler Audio präsentieren mit dem Dolby Atmos Composer ein Plug-in, dass jede DAW, sowohl für Windows als auch Mac-OS, des dreidimensionalen Audios ermächtigt – so zumindest das Versprechen. Und das ist äußerst attraktiv!

Für den Test nutze ich die Essentials-Version, die jeder gratis von der Entwicklerseite herunterladen kann und für die bis Ende 2023 noch 149 Euro fällig wurden. Die Vollversion (ohne „Essential“-Anhängsel) bietet für knapp 250 Euro mehr Flexibilität und Funktionsumfang. Eine Gegenüberstellung der Beiden folgt später.

Inhaltsverzeichnis

  • ÜBERSICHT
    • COMPOSER
    • BEAM
  • FEATURES
  • ATMOS COMPOSER VS ATMOS COMPOSER ESSENTIAL
  • INTERVIEW: THOMAS FIEDLER
  • PRAXIS
    • SPIELEND LEICHT
    • TROCKENE ANGELEGENHEIT
    • EXPORT
  • FAZIT
  • PROS / CONS

Übersicht

Dolby Atmos Composer Essential setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Composer und Beam.

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Composer

Der Composer ist die Zentrale. Hier laufen alle Signale zusammen. Diese werden links im Fenster in einer Liste aufgeführt. Für jedes Signal gibt es Knöpfe für Connect, Mute, Solo, Open Beam und Objects. Letzteres macht, wie der Name bereits sagt, das Audio zu einem Objekt. „Connect“ bedeutet, dass die Verbindung zwischen Beam und Composer aktiv ist. Leuchtet dieser Knopf nicht, ist auch das entsprechende Signal nicht hörbar.

In der Mitte ist die Kanalkonfiguration entsprechend der ausgewählten Komposition dargestellt. Auch wenn die Software „Dolby Atmos Composer“ heißt, werden native immersive Formate bis 9.1.6. unterstützt. Das Bed ist bronzefarben hinterlegt, die Objekte grau-blau.

Dolby selbst hat den Composer zertifiziert, das heißt getestet und verifiziert, dass der Composer eins zu eins wie der Dolby Atmos Renderer funktioniert.

Thomas Fiedler im Interview über den Dolby Atmos Composer.

Ganz rechts ist die Output-Sektion. Hier stellt man Monitoring, externen Ausgang, Buffer und zusätzlichen Buffer des externen Ausgangs sowie den Master Gain ein. Darüber hinaus kann für binaurales Monitoring eine personalisierte HRTF geladen werden. Außerdem gibt hier eine Liste nochmal Auskunft über die Kanalverteilung des Monitorings.

Zu guter Letzt lässt einen der Composer noch auswählen, ob sowohl ein ADM/BWF als auch ein WAV oder nur eins von beiden exportiert werden soll. Anfangs- und Endpunkte des zu exportierenden Bereichs werden wahlweise als Timecode oder in Samples gesetzt. Über den Import-Knopf können schließlich ADM/BWF-Dateien in eine Session geholt werden.

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Beam

Beam ist der Sender. Es handelt sich dabei um einen 3D-Panner inklusive Spread- und Volume-Regler. Für Mehrkanalspuren können die einzelnen Kanäle wahlweise gelinkt oder individuell im Panorama platziert werden. Bewegungen aller Regler, also von Azimuth, Elevation, Distance, Spread und Volume, lassen sich in der DAW automatisieren.

Kurzgesagt ersetzt Beam den Panner der DAW (der nach dem Einfügungen des Plug-ins auch nicht mehr funktioniert) und sendet die einzelnen Signale zur entsprechenden immersiven Verarbeitung an den Composer.

Features

  • Kompatibel mit jeder DAW
  • Native Kompositionen bis 9.1.6
  • Personalisierte HRTF für binaurales Monitoring
  • Import & Export von ADM/BWF-Dateien
  • Für Windows und Mac-OS, VST 3, AU, AAX

Fiedler Audio Dolby Atmos Composer vs. Composer Essential

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Interview: Thomas Fiedler über den Dolby Atmos Composer

Thomas Fiedler ist Tonmeister und Software-Entwickler. Er arbeitete bereits unter anderem für BMW und Native Instruments.

2013 gründete er mit Fiedler Audio seine eigene Plug-in-Schmiede, mit der er sich hauptsächlich auf den immersiven Audiobereich fokussiert.

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Chris: Welche Motivation stand hinter der Entwicklung des Dolby Atmos Composer? Wie lange hat die Entwicklung gedauert?

Thomas Fiedler: Ich bin seit über 20 Jahren mit immersivem Audio verbunden und habe verschiedene Projekte diesbezüglich realisiert. Daher war es mir ein Anliegen, dies nun auch direkt für alle verfügbar zu machen.

Mit Dolby Atmos, der Möglichkeit von binauralem Genuss über Kopfhörer und der Tatsache, dass Atmos über die großen Distributoren jedem zur Verfügung steht, gibt es nun endlich für immersives Audio eine Kette vom Produzenten zum Konsumenten. Was fehlt, ist ein möglichst barrierefreier Zugang zu den entsprechenden Produktionsmitteln. Mit dem Dolby Atmos Composer gibt es eine erste Lösung für alle DAW-User. Die Entwicklung dauerte etwa neun Monate.

Chris: Warum war es wichtig, die Anerkennung von Dolby zu erhalten und das Plug-in danach zu benennen?

Thomas Fiedler: Der Name ist Programm, es ist nur Dolby Atmos und es ist Dolby-Technologie eingebaut. Es ist also kein von Dolby anerkannter Nachbau von Atmos, sondern es ist direkt der von Dolby lizenzierte Atmos Renderer (DAR), hier in Form eines Plugins. Dolby selbst hat den Composer zertifiziert, das heißt getestet und verifiziert, dass der Composer eins zu eins wie der DAR funktioniert.

Chris: Warum können Signale nicht dem normalen Fluss der DAW/deren Mixer folgen und erst im Composer gepannt werden?

Thomas Fiedler: Es gibt zwei prinzipielle Probleme, die nur über Beam gelöst werden können. Erstens können keine Metadaten mit dem Audio über die Mixing-Engines der DAWs übertragen werden.

Zweitens haben die meisten DAWs Beschränkungen, was die Anzahl der Kanäle für die Tracks betrifft. Und da Atmos bis zu 128 Kanäle verarbeitet, geht es halt nur so.

Chris: Welche Vorteile bietet die Kompatibilität von Spacelab mit dem Dolby Atmos Composer?

Thomas Fiedler: Zunächst ist es die Einfachheit, mit der diese Verbindung funktioniert. Spacelab und Composer erkennen sich automatisch. Somit hat man mit wenigen Klicks einen immersiven High-End-Reverb auf jeder beliebigen DAW zur Verfügung, selbst wenn diese DAW nur Stereo kann.

Zusätzlich hat Spacelab einzigartige Features, insbesondere die Fähigkeit, mit Objekten im Raum umzugehen und diese auch noch als dynamische Objekte direkt im Atmos-Mix erscheinen zu lassen. Für jedes der Objekte wird auch noch ein individuelles, positionsabhängiges Early-Reflection-Muster berechnet, was so über normalen Send&Return-Betrieb nicht möglich ist. Das Resultat ist ein besonders hoch aufgelöstes Klangbild mit einzigartiger Durchhörbarkeit.

Chris: Was hat dich dazu bewegt, die Essential-Version zu verschenken?

Thomas Fiedler: Atmos To The People! Wenn Atmos ein Erfolg werden soll, brauchen wir viele Produzenten, auch im semi-professionellen und Heim-Bereich. Und die Essential-Version ist der perfekte Einstieg in die Atmos-Welt, auch für Leute, die sich die große Version nicht leisten können. Die Essential-Version wird im Prinzip so bleiben, wie sie ist, während die Vollversion im Laufe der Zeit um weitere Features erweitert werden wird.

In wenigen Monaten wird bereits ein neues Superfeature für die große Version kommen. Was das ist, kann ich aber noch nicht verraten.

Praxis

Für meine Testfahrt mit dem Dolby Atmos Composer habe ich einen Song produziert und Frequenz- sowie Dynamik-seitig vorbearbeitet. Die Idee war, zum Großteil mit Einzelsignalen zu arbeiten um die Möglichkeiten für coole Fahrten und Effektverläufe im dreidimensionalen Raum offen zu halten.

Für den Test habe ich FL Studio benutzt, das von Haus aus nur Mono und Stereo unterstützt – und das sollte mir noch zum Verhängnis werden. Dazu aber später mehr.

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Spielend leicht

Die Handhabung der zwei Komponenten ist wirklich kinderleicht und wesentlich intuitiver als das beispielsweise beim Dolby Atmos Renderer der Fall ist. Man braucht bloß Beam in einen Kanal einfügen, den Composer im Master-Channel insertieren und los gehts! Als Komposition habe ich die Atmos-typische Konfiguration von 7.1.4 gewählt und als Monitoring „Binaural“.

Es hat auf Anhieb alles geklappt. Das Signal wurde verlustfrei gesendet und die Platzierung im Raum war ebenfalls zutreffend (insofern ich das über Kopfhörer lokalisieren konnte). Ich habe also angefangen, Instrumente entweder im Bed oder als Objekt zu setzen und letztere dann auch „fliegen“ zu lassen, also zu automatisieren. Soweit so gut. Wie gesagt, kein Hexenwerk dank sehr gut durchdachter Bedienung.

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Trockene Angelegenheit

Es war schon sehr cool, immersiv zu produzieren. Selbsterklärend, dass man wesentlich mehr Platz für die Signalverteilung hat, als das bei Stereo der Fall ist. Ich hatte zwar im Post-Production-Bereich viel mit Atmos zu tun, habe aber bisher nur einen einzigen meiner Tracks in Atmos mastern lassen. Und zwar bei einem befreundeten, sehr geschätzten und talentierten Tontechniker, der mir 3D-Audio überhaupt erst nahegebracht hat und von dem ich bereits viel lernen durfte. Ich hatte mich auf jeden Fall sehr darauf gefreut, ihm meine erste eigene immersive Produktion zu zeigen und sein professionelles Feedback zu erhalten. Daraus wurde leider nie etwas…

Aufgrund der Stereo-Einschränkung in FL Studio war es unmöglich, schöne mehrkanalige Räume zu bauen. Sicher kann man via Spread in Beam noch etwas nachhelfen oder versuchen, den Verlauf auszurechnen und über beispielsweise drei Reverbs (6 Kanäle) nachzuahmen, das bringts aber auch nicht wirklich. Das gleiche trifft natürlich auf Delays und andere Effekte zu.

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Auf Nachfrage hatte auch der Support von Fiedler Audio, den ich an dieser Stelle lobenswert hervorheben möchte, keine wirkliche Lösung für das Problem. Einzig der hauseigene, mit dem Atmos Composer kompatible Reverb SpaceLab würde zumindest die Hall-Problematik lösen.

Damit war das Projekt gescheitert – und zwar nicht wegen des Composer Essential, sondern der Mehrkanal-Unfähigkeit FL Studios. In Cubase sah die Sache schon anders aus…

Export

Um den Fiedler Audio Dolby Atmos Composer Essential Test abzuschließen, habe ich meine Kreation in FL Studio exportiert. Das funktioniert laut Hersteller wohl bei jeder DAW etwas anders und war in meinem Fall ein ziemliches Gemurkse. Ich glaube, nach knapp einer Stunde, vielen Tutorials und Recherchen und mehr oder weniger zufälligem Drücken von Knöpfen hat es dann doch noch geklappt. Wenn man es mal weiß, ists natürlich ganz einfach: In und Out setzen, im Composer auf Export klicken, Dateipfad auswählen und dann über die normale Export-Funktion in FL Studio rendern (wenn ich mich recht erinnere). Klingt recht logisch, Tutorials vermutlich älterer Versionen hatten mich aber auf eine falsche Fährte gelockt.

Nichtsdestotrotz konnte ich mein Werk doch noch als immersive Audio in den sprichwörtlichen Händen halten!

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Fazit

Mit dem Dolby Atmos Composer Essential hat es Fiedler Audio geschafft, wirklich jedem den Zugang zur Welt des immersiven Audios zu ermöglichen! Das Sahnehäubchen ist natürlich, dass das Ganze kostenlos ist! Allein das ist schon ehrenwert, da die Entwicklung sicherlich einiges an Zeit und Geld beansprucht hat. Ich kann nur sagen, das war es absolut wert!

Im Test hat sich der Composer Essential inklusive dazugehörigem Beam als sehr intuitives Werkzeug gezeigt. Ohne große Vorkenntnisse oder langwierige Einarbeitung kann man direkt loslegen. Auch wenn die Stereo-Einschränkung von FL Studio ärgerlich war, lassen sich mit dem Plug-in professionelle, dreidimensionale Produktionen erzeugen.

Ich empfehle wirklich jedem, vom Einsteiger bis zum Profi, den Dolby Atmos Composer Essential auszuprobieren. Wem die Funktionen der Freeware nicht reichen, kann immer noch auf die Vollversion upgraden.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): (Essential) gratis, (Vollversion) 249 Euro
Weitere Infos: Fiedler Audio | Dolby Atmos Composer @ Best Service*

Pros

  • Macht jede DAW zu einer immersiven Mischumgebung
  • Nativ immersiv bis 9.1.6
  • Personalisierte HRTF für binaurales Monitoring
  • Sehr einfache Handhabung
  • Dolby-zertifiziert
  • Gratis (Essential)

Cons

  • Export kann knifflig sein (DAW-abhängig)

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Fotos: Hersteller, eigene, pexels.com

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